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Wie lange ist ein Film im Kino zu sehen?

Immer wieder taucht die Frage auf, wie lange ein Film im Kino zu sehen ist. Sicherlich ist es heute so, dass die Spieldauer eines Films im Kino kürzer ist, als dies früher der Fall war. Dies liegt daran, dass die Verleiher auch die sogenannten sekundären Auswertungskanäle möglichst schnell bespielen möchten. Doch zu diesen später mehr.

 

Denkt man zurück an große Hollywood-Produktionen wie "Ghandi" (1982, Regie: Lord Richard Attemborough), "Amadeus" (1984, Regie: Milos Forman) oder "Der mit dem Wolf tanzt" (1990, Regie: Kevin Costner), so waren dies Filme, die durchaus über ein Jahr lang in den Lichtspielhäusern auch hier in Deutschland zu sehen waren. Heute gelingt dies nur noch wenigen Filmen, die ein entsprechend hohes und langandauerndes Publikumsinteresse genießen. Beispiele hierfür sind Filme wie "Das Leben der anderen" (2005, Regie: Florian Henckel von Donnersmarck), der sage und schreibe 66 Wochen am Stück im Kino zu sehen war. Oder "Toni Erdmann" (2016, Regie: Maren Ade), der mit 48 Wochen auch fast ein Jahr lang im Kino lief, aber nur 7,7 Millionen Euro einspielte.

Warum läuft ein Film länger als andere im Kino?

Viele Filme schaffen es dagegen nur ein paar Wochen, im Kino gezeigt zu werden. So kam "STAR WARS: Das Erwachen der Macht" (2015, Regie: J. J. Abrams) trotz eines sensationellen Einspielergebnisses von über 102 Millionen Euro und neun Millionen Besuchern in Deutschland gerade einmal auf 20 Wochen. Und "Harry Potter und der Stein der Weisen" (2001: Regie: Chris Columbus) lief sogar nur 19 Wochen, spielte aber über 76 Millionen Euro ein. Der erste James Bond mit Daniel Craig, "Casino Royal" (2006, Regie: Martin Campbell), schaffte es gerade einmal zwölf Wochen, die Menschen in Deutschland ins Kino zu ziehen, obwohl er auch stattliche 38,3 Millionen Euro einspielte.

 

Manche Filme verschwinden noch deutlich schneller aus dem Kino. Nach seinem schlechten Kinostart in den USA schaffte es Roland Emmerichs "Moonfall" (2022) gerade einmal elf Wochen in den deutschen Kinos und lief dann nochmals ein paar Wochen später mit einer Kopie in einem einzigen Kino erneut für eine Woche, erreichte so mit Ach und Krach etwas mehr als 296.000 Zuschauer und hatte ein mehr als schwaches Einspielergebis von 2,7 Millionen Euro in Deutschland. Auch "ES Kapitel 2" (2019, Regie: Andy Muschietti) floppte an der Kinokasse, spielte zwar über 19 Millionen Euro ein, wurde aber ebenfalls nur elf Wochen gezeigt. Der erste Teil von 2017 schaffte es im gleichen Zeitraum auf imerhin noch 30 Millionen Euro. Viele Filme laufen heute nur noch zwischen drei und sechs Wochen im Kino, gerade kleinere Arthouse-Filme oder Hollywood-Flops treffen dieses Schicksal.

 

Doch woran liegt es, dass ein Film länger im Kino gezeigt wird, als andere? Sicherlich spielen hier die wirtschaftlichen Interessen der Verleiher, aber natürlich auch der Kinobetreiber eine große Rolle. Wenn ein Film die Massen anzieht, wird dieser auch in entsprechend vielen Kinos gezeigt werden. Doch lässt das Interesse an der Kinokasse nach, wird ein Film nach und nach mit sinkenden Kinokopienzahlen aus den Kinosälen verschwinden, denn warten dann zum einen neue Filme auf ihre Kinoauswertung und zum anderen schielen die Verleiher dann bereits auf die ökonomisch sehr wichtigen sekundären Auswertungsmedien DVD, Bluray, Streaming (VoD und VoS) und natürlich TV. Deshalb wird auch immer häufiger eine Sperrzeitverkürzung bei der Filmförderanstalt (FFA) beantragt, die nach wie vor bei sechs Monaten für eine Auswertung auf Bildmedien, zwölf Monate bei Pay-TV und 18 Monate bei Free-TV liegt, um Filme auch über diese Kanäle schneller auswerten zu können.

 

Neben der Marketingstrategie, der Gunst des Publikums oder guten Rezensionen in der Filmpresse gibt es noch weitere Faktoren, welche die Menschen ins Kino lockt. Eine besonders große Relevanz haben, wie es Oliver Langewitz in seiner Dissertationsschrift "Die Filmgesellschaft", erschienen im Cuvillier-Verlag ausführlich beschrieben hat, Erfolge auf Filmfestivals und bei Filmpreisen. Tatsächlich konnte man zum Beispiel bei "Das Leben der anderen" hervorragend an den Kinozahlen erkennen, wenn der Film einen Filmpreis gewonnen hatte. Als Gewinner des Europäischen Filmpreises, eines BAFTA-Awards und natürlich eines Oscars in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" konnte man gleich in Folge sehen, wie die Filmkopien- und die Besucherzahlen in den Kinos nach oben schnellten.

Konsumverhalten hat sich leicht ins Private verlagert

Man kann keinen Hehl daraus machen, dass die letzten beiden Corona-Jahren den Kinobetreibern stark zugesetzt haben, in denen die Lichtspielhäuser über lange Zeit geschlossen bleiben mussten und bei ihrer erneuten Öffnung aufgrund der strengen Hygienevorschriften viele Menschen aus den Kinos fernblieben. Obgleich die meisten Maßnahmen heute nicht mehr gelten, gibt es durchaus einige Menschen, welche Kinovorführungen meiden und so die Kinos nach wie vor stark zu kämpfen haben.

 

Glücklicherweise zeigen manche Ausreißerfilme wie "Dune" (2021, Regie: Denis Villeneuve) mit einem Einspielergebnis von 19,2 Millionen Euro bei gerade einmal 1,8 Millionen Besuchern in Deutschland oder der derzeit äußerst erfolgreich laufende "Top Gun Maverick" (2022, Regie: Joseph Kosinski) mit Erfolgsgaranten Tom Cruise, der allein in Deutschland schon fast 22 Millionen Euro und weltweit über eine Milliarde Dollar eingespielt hat, dass Filme immer noch die Massen ins Kino ziehen können. Wie erfolgreich wären diese Filme aber erst gewesen, hätte es die Pandemie mit all ihren Einschränkungen nicht gegeben?

 

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Lage insgesamt für die Kinos und die Filmbranche bald wieder normalisiert und sich auch die zögerlicheren Filmfans wieder in die Lichtspielhäuser trauen. Denn warten noch so viele wunderbare Filme darauf, auf großer Leinwand genossen zu werden, ein Erlebnis, an das selbst das größte Heimkino nicht heranreicht.