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Nouvelle Noir aus Karlsruhe: Die kuriosen Fälle des Dr. Kaminski

Vorsichtig späht Dr. Kaminski (Jörg Bruckschen) durch den roten Vorhang eines tiefen Kellergewölbes und erblickt eine dunkle Gesellschaft, die gerade eine bizarre Zeremonie zelebriert. Madame Chipie (Gabriela Lang), umringt von ihren weiß geschminkten Messdienerinnen, schneidet sich gerade mit einem langen Dolch in die Hand, lässt das Blut in einen Kelch rinnen, dessen Inhalt sie dem vor ihr knienden Novizen (Thomas Winkler) zu trinken gibt. Ein Voodoo-Ritual, das viele Elemente des noch immer sehr lebendigen Voodoo-Kults vieler westafrikanischer Länder enthält. Neben ausgiebigen Literaturrecherchen konnte das Produktionsteam auch auf die Beschreibungen der Tochter eines echten Voodoo-Priesters zurückgreifen, die in Karlsruhe lebt, sodass hier zahlreiche Handlungselemente der wohlgemerkt vollständig fiktionalen Geschichte sehr authentisch dargestellt werden können.

 

Das Filmboard Karlsruhe dreht derzeit in Co-Produktion mit der Augeohr Audiovisual Content Production den Kurzfilm "Die kuriosen Fälle des Dr. Kaminski: Der Voodoo-Kult". Der Genre Mix aus Nouvelle Noir, Detektivgeschichte und Komödie könnte durchaus der Ausgangspunkt für eine neue Serie sein, denn werden in diesem möglicherweise 1. Teil der Serie viele Charaktere und Erzählstränge eingeführt, die es mehr als wert sind, weiter gesponnen zu werden. "Ausgangspunkt für die Filmidee war ein originaler Nagel-Fetisch aus Westafrika, der dank eines unserer Filmboard-Mitglieder seinen Weg in unseren Requisitenfundus fand. Mir war sofort klar, dass wir um diese Holzskulptur eine Geschichte stricken müssen und im Sommer 2018 entwickelte ich in knapp einem Monat das Drehbuch", erklärt Drehbuchautor und Regisseur Dr. Oliver Langewitz. "Ursprünglich dachte ich an einen reinen Experimentalfilm, doch zeigte sich schnell, dass hier auch szenische Elemente die Geschichte bereichern würden und so entstand die Figur des Dr. Kaminski, der in die dunklen Machenschaften einer Voodoo-Priesterin gerät", erzählt Langewitz weiter.

 

Von Anfang an war auch das visuelle Konzept des Films klar: in Anlehnung an klassische Film Noir-Streifen wie "Die Spur des Falken" (Regie: John Huston)  oder "Im Zeichen des Bösen" (Regie: Orson Welles) sollte ein Film mit expressionistischen Bildern entstehen, der mit den genrespezifischen Elementen spielt, diese aber anders als beim so genannten Neo-Noir nicht nur den Film Noir reproduziert, sondern weiter entwickelt. Der Director of Photography, Rolf Ableiter, nutzt hier insbesondere die Möglichkeiten der entfesselte Kamera, um spektakuläre Kamerafahrten zu realisieren.

Preiswerter "Nouvelle Noir"-Look dank moderner Filmtechnik

Rolf Ableiter arbeitete hier mit dem Freefly MoVI Pro, einer FS5 mit cineprimes samt tilta Focus und Iris Steuerung sowie dem unglaublichen feathercrane, der noch rechtzeitig aus den USA durch den Zoll kam. So konnten in kürzester Zeit Bilder erzeugt werden, für die große Produktionen einen deutlich größeren Zeitaufwand benötigen würden. Schnell und effizient am Set die verschiedenen Szenen einzurichten, war allein aufgrund des engen Zeitplans der No-Budget-Produktion von insgesamt sechs Drehtagen nötig, zudem standen manche Locations nur wenige Stunden zur Verfügung. "Es ist bemerkenswert, welche Ergebnisse wir dank der zur Verfügung stehenden Technik und unserem sehr erfahrenen DoP erzielen konnten. Zusammen mit dem höchst motivierten Drehteam konnten alle Szenen genau nach Plan und in höchster Qualität eingefangen werden", freut sich Langewitz.

Karlsruhe bot die passenden Filmlocations

Dass der Kurzfilm vollständig in Karlsruhe realisiert werden konnte, war nur dank der Location-Vielfalt hier vor Ort möglich. So mimt die Evangelische Stadtkirche auf dem Marktplatz das Rathaus der fiktiven Stadt Bad Völz, in der sich ein Tempel-Bauskandal abzeichnet. An der Hirschbrücke wurde die dramatische Entführung der weiblichen Hauptrolle, Caroline von Spahn (Simona Constantin), realisiert. Der Gewölbekeller des Badisch Brauhaus wurde zu einem Voodoo-Tempel umdekoriert und das Haus des Karlsruher Schauspielers Friedemann A. Nawroth, der im Film den Barkeeper Ben mimt, wurde zu Dr. Kaminskis Wohnung. Eine Barszene mit besagtem Ben wurde dann im KAP gedreht, für Regisseur Langewitz die perfekte Kulisse für die Szene. Besonders freut er sich aber zudem, dass für eine Szene in der Ägyptischen Sammlung des Badischen Landesmuseums gedreht werden konnte: "Dr. Kaminski ist Ethnologe und Kunsthistoriker mit dem Schwerpunkt 'Afrikanische Kunst'. Für die Texturierung dieser zentralen Figur war es uns wichtig, ihn in seinem Arbeitsumfeld zu finden. Das Badische Landesmuseum hat hierfür perfekt gepasst und wir sind sehr dankbar, dass wir hierfür eine Drehgenehmigung erhalten haben", betont Langewitz.

 

Noch stehen die wichtigen Aufnahmen in Dr. Kaminskis Büro aus. Diese werden im Büro des Kommunikationsdesigners Christian Lutsch in der Karlstraße beheimatet sein, das architektonisch und von der Inneneinrichtung schon nah an die Vorstellungen des Ausstattungdepartments heran kommt.

 

Wenn dann Ende September alle Aufnahmen im Kasten sind, geht es in die Postproduktion. Denn der stolze Zeitplan des Projekts sieht vor, dass der Kurzfilm zum Jahresende, spätestens aber zu den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2019, fertig gestellt ist, um Finanziers, Fernsehsender und Co-Produzenten für weitere Folgen aufzutun.

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