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Prinz Max von Baden: Kanzler zwischen Kaiserreich und Republik

Herbst 1918, seit mehr als vier Jahren tobt der Erste Weltkrieg. Millionen von Soldaten sind gestorben. Die deutsche Niederlage ist unabwendbar. In dieser Krise wird ein politisch völlig unerfahrener Mann zum Reichskanzler ernannt: Prinz Max von Baden. Er soll den Frieden bringen und die Monarchie retten. Die Aufgabe gleicht einem Himmelfahrtskommando. Dennoch übernimmt er sie. Was bewegt den Aristokraten und Schöngeist, der lieber Musiker geworden wäre und in den Bergen wanderte, als auf der großen politischen Bühne zu agieren?

 

Seinem Urenkel Bernhard Prinz von Baden, der gegenwärtige Chef des Hauses Baden, ist es wichtig, die Erinnerungen an Prinz Max lebendig zu halten. Er will zeigen, wie vielfältig dessen Leben war. Wie hat sein Urgroßvater gedacht und gehandelt?

 

Die Dokumentation (Buch und Regie: Holger Preuße) begleitet Prinz Bernhard bei seiner Spurensuche. Auf Schloss Salem, wohin sich Max von Baden nach seiner Reichskanzlerschaft zurückgezogen und das traditionsreiche Landschulheim gegründet hatte, ebenso wie in das Generallandesarchiv nach Karlsruhe, wo Prinz Bernhard gemeinsam mit dem Historiker Konrad Krimm den Nachlass seines Ahnen sichtet.

 

Die Recherche zu der historischen Figur des Prinzen Max führt von Karlsruhe aus an den Golf von Neapel, nach Capri. Dort ließen sich Prinz Max und seine Frau Marie Luise von einem Arzt therapeutisch beraten, nachdem auch nach mehreren Jahren kein Stammhalter geboren wurde. Der Außenseiter Max von Baden, der sich stets dem Zwang der dynastischen Erbfolge ausgesetzt sah, fühlte sich eher zu Männern hingezogen als zu Frauen.

 

Zu den geistigen Mentoren und engen Vertrauten des Prinzen Max gehörten der evangelische Theologe Johannes Müller ebenso wie Cosima Wagner, die Witwe des Komponisten Richard Wagner. Sie war eine Art Ersatzmutter und Seelentrösterin für ihn. Max von Badens Leidenschaft für Wagner-Opern war eine wichtige Grundlage des gegenseitigen Austauschs. Mit Johannes Müller konnte er über seine Homosexualität sprechen. Der Theologe sah in ihm den idealen Führer, der Deutschland am Ende des Ersten Weltkrieges aus der moralischen und kulturellen Krise herausholen konnte.

 

Die Amtszeit von Prinz Max als letzter Kanzler des Kaisers endete schon nach fünf Wochen. Am 9. November 1918 verkündete er die Abdankung des Kaisers und damit das Ende der Monarchie. Der Weg war frei für die erste Demokratie in Deutschland unter dem Sozialdemokraten Friedrich Ebert – Prinz Max von Baden wurde so zum Kanzler zwischen Monarchie und Republik.

 

Sendetermin: SWR, Sonntag, 10. Juni 2018, 20.15 Uhr

Länge: 44.30 Min.

 

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