· 

Das BAMBI kehrt Karlsruhe den Rücken

Bei den Bambi-Verleihungen in Karlsruhe gaben sich die Filmstars die Klinke in die Hand.
BAMBI-Preisträger 1963 auf der Bühne in der Schwarzwaldhalle: v.l.n.r. Lil Dagover, Senta Berger, Sophia Loren, Heinz Rühmann, Liselotte Pulver und Viktor de Kowa. (Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A11_63_3_23 )

Es herrschte Aprilwetter am 18./19. April 1964: regnerisch, windig und etwas schwül. Tausende von Kinobegeisterten kümmerte das wenig, sie begrüßten vor dem Schlosshotel, auf dem Festplatz und in der Schwarzwaldhalle begeistert die BAMBI-Filmpreisträger 1963. Bereits zum 10. Mal fand diese Preisverleihung in Karlsruhe statt und war, wie von Oberbürgermeister Günther Klotz 1955 erhofft, ein Traditionsfest der Stadt geworden. Niemand ahnte an diesem Wochenende jedoch, dass es auf lange Zeit das letzte in Karlsruhe sein würde.

Begonnen hatte alles 1948 in der Redaktion der Baden-Badener Zeitschrift Film-Revue mit der Idee, jedes Jahr eine Leserumfrage nach den beliebtesten Filmschauspielern und Filmen zu veranstalten. Die Gewählten erhielten bis 1953 meist nicht öffentlich das seit 1936 nach dem Entwurf von Else Bach in der Karlsruher Majolika gefertigte Rehkitz. Den Namen „Bambi“ gab ihm die Tochter der ersten Gewinnerin Marika Rökk.

1954 beschloss Karl Fritz, der Verleger der inzwischen in Karlsruhe erscheinenden Film-Revue, die BAMBI-Verleihung für das Jahr 1954 am 6. März 1955 mit einem öffentlichen Festakt im heutigen Konzerthaus zu inszenieren. Der Erfolg dieser und der weiteren Galas in der Schwarzwaldhalle machte Karlsruhe zur „Filmhauptstadt“.

 

1964 fand die BAMBI-Feier unter veränderten Vorzeichen statt. Karl Fritz hatte 1963 den Verlag an seinen Jagdfreund Senator Franz Burda verkauft, mit dem er 1938 eine große Mannheimer Tiefdruckerei „arisiert“ hatte. Burda wollte nun seine erste Bambi-Feier rauschender und glamouröser gestalten. Statt der Badischen Staatskapelle spielte eine US-Army-Band, Ella Fitzgerald sowie das Oscar-Petersen-Trio traten auf. Statt des Besuchs der Daxlander Künstlerkneipe gab es eine Weinprobe in Offenburg. Vor allem aber hielt Burda eine provozierende und vieldiskutierte Rede. Diese fand in der überregionalen Presse durchaus auch Anklang.

Die BNN dagegen kritisierte den neuen Ablauf der Veranstaltung wie auch die Rede und kommentierte, das goldene Reh sei in einer „üblen Sackgasse“. Der Senator reagierte verärgert und veranstaltete die Feiern künftig an wechselnden Schauplätzen. Als das BAMBI zum 50-jährigen Jubiläum 1998 noch einmal in die Stadt zurückkehrte, feierten die Fans an dem trüben Novembertag ihre Lieblinge vor dem Rathaus und ZKM wieder zu Tausenden.

 

Autor: Manfred Koch, Erstveröffentlichung in den BNN am 2. März 2018 im Rahmen der Reihe "Umbrüche - Aufbrüche" zu den Europäischen Kulturtagen 2018.