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TeleVisionale zieht nach Weimar

Die TeleVisionale findet zum letzten Mal im Kurhaus statt.
Die TeleVisionale findet zum letzten Mal im Kurhaus statt.

Die Berlinale in Stuttgart? Das Filmfest München in Hamburg? Das Kurzfilmfestival Köln in Leipzig? Unvorstellbar. Die meisten Festivals sind eng verbunden mit dem Ort, an dem sie stattfinden. Und gerade, wenn es sich um eine Veranstaltung mit 36-jähriger Traditionsgeschichte handelt, ist ein Standort-Wechsel sehr bitter für alle Beteiligten.

 

Die TeleVisionale findet von 27. bis 29. November letztmals in Baden-Baden statt. Wie das Film- und Serienfestival, dessen Dauer in diesem Jahr infolge steigender Kosten von fünf auf drei Tage verkürzt wurde – und dies auch noch mit irritierenden programmatischen Entscheidungen, viele Filme nur in zehnminütigen Ausschnitten zu zeigen, sodass das Baden-Badener Stammpublikum in diesem Jahr sich auch nur wenig zeigte – direkt vor Beginn des Festivals bekannt gab, zieht es im kommenden Jahr um nach Weimar.

 

Daniela Ginten, geschäftsführende Festivalleiterin, begründet diesen Schritt: „Trotz aller Bemühungen konnten wir nicht die notwendigen Mittel aufbringen, um das gemeinsame Sehen der nominierten Filme zu ermöglichen. Das war der Auslöser für uns, uns nach Alternativen umzusehen, um die Zukunft des Festivals zu sichern. Im Laufe dieses Prozesses hat sich für die TeleVisionale eine gänzlich neue Perspektive ergeben – in Weimar.“

 

Ein Schritt, der nicht leicht fiel, wie der Künstlerische Leiter des Festivals betont: „Für uns ist dies keine leichte Entscheidung. Seit 36 Jahren hatte das Festival in Baden-Baden nach den Anfängen in Frankfurt einen fest etablierte und geschätzten Standort gefunden. Insofern geht nun auch eine Ära zu Ende.“

 

Hans-Jürgen Drescher, Präsident der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, die die TeleVisionale veranstaltet, über den Umzug: „Die Aktivitäten der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste konzentrierten sich bislang auf Westdeutschland. Mit dem Umzug der TeleVisionale nach Weimarerweitert die Akademie ihren Wirkungskreis. Vom Austausch mit der Kulturstadt Weimar und dem Land Thüringen erwartet sich die Akademie als Veranstalterin eine produktive Weiterentwicklung des Festivals.“

Land bedauert Standortwechsel der TeleVisionale

Kurz vor Start der diesjährigen TeleVisionale in Baden-Baden stand fest, dass das Film- und Serien-Festival im Jahr 2025 erstmals in Weimar stattfinden wird. Damit wechselt die TeleVisionale, die seit 36 Jahren in Baden-Baden beheimatet war, ihren Standort. Auch Bemühungen, das Festival zumindest in der Region zu halten, zum Beispiel in Karlsruhe, scheiterten.

 

Der Standort-Wechsel lässt einige Partner verschnupft zurück. Manche von ihnen wurden sehr kurzfristig informiert, manche erfuhren es sogar erst aus der Presse. Arne Braun, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg meint zum Beispiel: „Die Landesregierung bedauert die Entscheidung der Festivalverantwortlichen der TeleVisionale, das Festival ab 2025 außerhalb Baden-Württembergs stattfinden lassen zu wollen. Die TeleVisionale wurde als renommiertes Film- und Serienfestival und als wichtiger Beitrag zur Kulturlandschaft unseres Landes stets geschätzt.

 

Entsprechend hat das Land die Reformideen der Festivalmacher in den letzten Jahren trotz schwerer Haushaltsjahre mit steigendem Förderengagement unterstützt. Das Land hat als größter Fördermittelgeber in den vergangenen Monaten zusammen mit den Partnern vom SWR, der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) und der Stadt Baden-Baden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um gemeinsam mit der TeleVisionale als renommiertem Film- und Serienfestival attraktive Angebote zum Verbleib am Standort zu machen. Dass die Entscheidung trotz dieses umfangreichen Engagements nun dennoch gegen den bisherigen Standort ausfiel, ist auch vor diesem Hintergrund bedauerlich. Wir hätten uns hier eine engere Zusammenarbeit
und Kommunikation gewünscht, um das Festival in unserem Land zu halten und seine Zukunft zu sichern. Dennoch respektieren wir die Entscheidung der Festivalmacher und wünschen ihnen für ihre Zukunft alles Gute.“

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