· 

Brandbrief und Online-Petition des Kulturring Karlsruhe gegen die geplanten Kürzungen

Die freien Karlsruher Kulturträger bieten zuverlässig sehr gut besuchte Angebote. Dennoch sollen sie jetzt gekürzt werden.
Die freien Karlsruher Kulturträger bieten zuverlässig sehr gut besuchte Angebote. Dennoch sollen sie jetzt gekürzt werden (Foto: Jürgen Rösner).

Karlsruhe ist in einer finanziellen Schieflage, insbesondere verursacht durch die vielen Großprojekte, die Inflation oder die Anpassung der Tariflöhne des großen Verwaltungsapparats. Ausbaden soll dies nun unter anderem die Freie Kulturszene, deren Förderetat vonseiten der Stadt nun gekürzt werden soll. Obwohl gerade die Kulturszene seit Jahren Garant für viele weitere Einnahmen ist, von denen auch das Stadtsäckel profitiert.

 

Beispiel gefällig? Die INDEPENDENT DAYS|Internationale Filmfestspiele haben allein 2023 zur städtischen Fördersumme insgesamt das Zehnfache zusätzlich an Einnahmen, Förderungen und Sponsoring hereingeholt, zuzüglich der nicht erfassten touristischen Einnahmen der angereisten Filmschaffenden und des Publikums, die zusätzlich viel Geld in Karlsruhe lassen.

 

Wenn an solchen falschen Stellen gespart wird, heißt dies, dass die gemeinnützigen Initiativen mit all ihren ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfern, die aufgrund der Corona-Pandemie, der anschließenden Energiekrise, der Inflation und ohne eine Etat-Dynamisierung sowieso im Würgergriff eines drastischen Negativ-Deltas sind. Hinzu kommen konsequent weitergeführte Index-Mietpreiserhöhungen der städtischen Tochtergesellschaft Fächer GmbH, die in diesem Jahr mit fast 7% auf dem Alten Schlachthof zu Buche schlägt.

 

Dass durch die Streichung verschiedener Kulturprojekte der Stadt, z. B. die Europäischen Kulturtage den beteiligten Vereinen weitere wichtige Gelder fehlen, ist dann nur noch das i-Tüpfelchen dieser Negativspirale, welche die Weiterexistenz so mancher Kultureinrichtung gefährdet.

 

Daher richtet sich der Kulturring Karlsruhe nun mit einem Brandbrief an die Stadtverwaltung und die Gemeinderatsfraktionen. Zudem hat er eine Online-Petition gestartet, bei welcher um die Unterstützung der Bevölkerung gebeten wird.

Brandbrief des Kulturring Karlsruhe e. V. an das Rathaus und die Gemeinderatsfraktionen

Kulturring Karlsruhe e.V. - Alter Schlachthof 19 - 76131 Karlsruhe

 

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Mentrup,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Käuflein,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträtinnen und Stadträte des Karlsruher Gemeinderats

 

wir sind mit den angekündigten Kürzungen unserer Zuschüsse NICHT einverstanden,

und fordern:

- KEINE Kürzungen

- eine Erhöhung der Zuschüsse um 10 Prozent.

- die Dynamisierung der Zuschüsse gemäß dem Verbraucherpreisindex.

 

Das Delta zwischen den seit Jahren gleichbleibenden öffentlichen Zuschüssen und den jährlich steigenden Kosten: Mieten, Personalkosten, Energiekosten, etc. wächst. Dies bedeutet sowieso schon jährliche Kürzungen.

Die Situation wächst sich bereits zu einem strukturellen Problem aus.

 

 

Unsere Einrichtungen bieten seit Jahrzehnten verlässlich ein engagiertes, vielfältiges und internationales Kulturprogramm, für Karlsruhe und die Region und zwar für jedes Alter. Wir sind Empfänger von Kulturpreisen für hervorragende Programme und Ausrichter von Preisverleihungen. Das ist Stadtmarketing für Karlsruhe im besten Sinne.

 

Unsere Einrichtungen übernehmen gesellschaftliche Verantwortung. Inklusion, Partizipation und Bildung ist für uns ein alltägliches Anliegen das wir in unseren Programmen umsetzen

Wir tragen zum gegenseitigen Verständnis bei und bieten Orientierung. Wir sind Identitätsstifter und Impulsgeber der Demokratie – und stellen uns dieser Aufgabe kontinuierlich.

 

Unsere Einrichtungen öffnen die Türen für das Ehrenamt. Hier kann man sich problemlos engagieren, Einblicke in die Freie Szene erhalten und sich einbringen.

Mit unseren Räumen bieten wir Spielflächen und Voraussetzungen für bürgerliches und kulturelles Engagement.

 

Unsere Einrichtungen nehmen sich seit einigen Jahren konsequent dem Thema Nachhaltigkeit an. Wir bieten Workshops, Vorträge und Kongresse an, lernen voneinander, vernetzen uns und sind Vorbilder, da Kultureinrichtungen nachweislich als glaubhaft gelten.

 

Unsere Einrichtungen praktizieren einen basisdemokratischen Umgang und trainieren die Teams und damit auch die Besucher:innen in einem respektvollen Umgang miteinander.

Kontroverse und Diskurs sind an der Tagesordnung, und für uns die Voraussetzung für eine offene Gesellschaft.

 

Unsere Einrichtungen engagieren sich in den jeweiligen Branchenverbänden, übernehmen dort ebenfalls kulturpolitische Verantwortung und entlasten durch bewilligte Zuschussanträge von Land und Bund das Stadtsäckel.

 

Die Zeit der Pandemie haben die Einrichtungen des Kulturring Karlsruhe weitgehend selbst gemeistert:

Projektideen, Zuschussanträge bei Bund und Land, vernetzte Programm-Angebote haben uns durch diese Zeit gerettet, und dem Publikum interessante Kulturbesuche ermöglicht.

Dankenswerterweise hat der Gemeinderat ein Kultur-Paket von 2,5 Mio geschnürt. Wir haben dieses Paket so gut wie gar nicht angerührt. Vor diesem Hintergrund sind die Kürzungen, die für den Ausgleich der Defizite nur einen Tropfen auf dem heißen Stein sind, für uns unbegreiflich!

 

Wir sind darauf angewiesen, dass die kulturelle Verantwortung, der wir gerecht werden von Ihnen mitgetragen wird – für die Stadtgesellschaft.

Die kulturpolitischen Vertreter:innen der Fraktionen wissen bestens über uns Bescheid, Wir müssen uns nicht mehr erklären. Wir haben Veranstaltungszahlen- und Besucherzahlen geliefert, und wir haben über unsere finanzielle Ausstattung gesprochen.

 

Die Vielfalt der kulturellen Angebote, die sich an vielen unterschiedlichen Identifikationsorten der Stadt abbildet, trägt nachweislich zum Zusammenhalt bei.

Jetzt liegt es an Ihnen wie sich Karlsruhe in den nächsten Jahren als Gesellschaft entwickelt.

 

Erkennen Sie diese Verantwortung ?

Sorgen Sie für eine solide finanzielle Ausstattung unserer Einrichtungen um Bestand und Weiterentwicklung zu ermöglichen.

 

Wir fordern:

- KEINE Kürzungen

- eine Erhöhung der Zuschüsse um 10 Prozent.

- die Dynamisierung der Zuschüsse gemäß dem Verbraucherpreisindex.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Das Sandkorn gGmbH

Déjà Vu e. V. (Stummfilmfestival)

NUN Kulturraum e. V.

Die Anstoß e. V.

Panorama e. V.

dokKA e. V.

Sau e. V.

Filmboard Karlsruhe e. V.

Studentisches Kulturzentrum gGmbH

Jazzclub e. V.

Substage e. V.

Jubez e. V.

Werkraum e. V.

Kinemathek e. V.

KOHI Kulturraum e. V.

Kulturhaus Mikado e. V.

Kulturküche Karlsruhe

Kulturzentrum Tempel e.V.

Kulturzentrum Tollhaus e. V.

 

Online-Petition: Ciao, Bella! Der Anfang vom Ende: Keine Kürzungen der Freien Kultur in Karlsruhe!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0